Jetzt, da die Nordkurve ohne Schienen ist, eine kleine Erinnerung an ihre einstige Funktion.
1882 mit Fertigstellung der Stadtbahn zwischen Schlesischen Bahnhof (heute wieder einmal Ostbahnhof) und Charlottenburger Stadtbahnhof war es möglich geworden, Stadtbahnzüge nicht nur in die westlichen und östlichen Vororte fahren zu lassen, sondern auch die Funktionen von Stadt- und Ringbahn zu kombinieren. So konnte man im Brockhaus‘ Konversations-Lexikon von 1908 lesen:
Die Berliner Stadtbahn bildet in Verbindung mit dem nördlichen und südlichen Teil der Ringbahn je einen besondern (Nord- und Süd-) Ring, so dass außer reinen Vollringzügen, den Stadtbahnzügen und den über die Stadtbahn geleiteten Vorort- und Fernzügen noch besondere Stadtringzüge (Nordring- und Südringzüge) gefahren werden. Der Betrieb beginnt zum Teil schon um 4 Uhr morgens und dauert zum Teil bis nach 1 Uhr nachts. Die Züge bestehen in der Regel aus 9 Wagen, (3 Wagen II. Klasse und 6 Wagen III. Klasse) und verkehren im allgemeinen auf der Stadtbahn in Zeiträumen von 2, 3 und 5 Minuten (stündlich 19 Züge), auf dem Nord- und Südringe von 10-20 Minuten, in den Verkehrsstunden noch öfter. Die Vollringzüge fahren meist halbstündlich. Sonntags fallen Werktagszüge aus und werden Sonntagszüge und bei starkem Verkehr Bedarfszüge eingelegt. Winter 1903 gingen auf den Stadt- und Ringbahngleisen an Wochentagen rund 630 fahrplanmäßige Personenzüge, dazu 126 Vorortzüge über die Ferngleise (ohne die Fernzüge). Der Güterverkehr nach der Centralmarkthalle am Bahnhof Alexanderplatz wird durch 7 besondere Zuführungszüge bedient, von denen 4 des Nachts, 2 während des Tages, 1 des Abends eintreffen.
Es war also vor hundert Jahren ganz schön viel Betrieb in der Nordkurve, mehr als heute noch in der Südkurve. Die historische Situation lässt sich gut auf dem Stadtplan von 1926 erkennen, den man im Berliner Stadtplanarchiv findet.