Von Weitem Sichtbar, das Hallendach des Bahnhofs Ostkreuz
Die Bahnsteighalle des Ringbahnsteigs am Bahnhof Ostkreuz wird verkürzt. Man fragt sich ob das wieder so eine Sparmaßnahme der Deutschen Bahn ist oder ob das andere, höhere Gründe hat. Nachdem letzten Samstag Dachbinder Nummer 8 in seine Position gebracht wurde, sieht man es jetzt ganz deutlich, das neue Hallendach wird nicht den ganzen Bahnsteig überspannen. Anders als beim Berliner Hauptbahnhof wird der ausserhalb der Halle liegende Bahnsteigteil jedoch mit einem Normaldach versehen.
Die weiteren Arbeiten kommen sehr zügig voran. Der südliche Dachgiebel ist bereits komplett verglast, ebenso wie die ersten Seitenwände. Südlich des Ringbahnsteigs hat man mit dem Gleisbau begonnen. Die Kehranlage für in Ostkreuz endende Züge wird jedoch nur eingleisig wiederaufgebaut. Das Dach selbst wurde letzte Woche an einem ersten Teilabschnitt mit Wellblech belegt. Das ist auf dem vorletzten Bild zu erkennen. Mittlerweile hat man das Wellblech jedoch wieder entfernt. War das vielleicht ne Nummer zu billig?
Schade, aber irgendwie scheint man am Ostkreuz zu Ungunsten der Ästhetik extrem auf die Kostenbremse zu treten.
Kurz vor dem nördlichen Brückenwiderlager ist schluss…
…der Rest des Bahnsteigs der Ring-S-Bahn erhält ein normales Dach
Wellblech für die Bahnsteighalle
Der südliche Giebel ist bereits verglast
Kommentare
20 Antworten zu „Verkürztes Hallendach für den Bahnhof Ostkreuz“
Schon eine seltsame Diskussion über das „verkürzte“ Hallendach. Wo bitte ist denn festgelegt, dass eine Halle so lange sein muss wie die Züge, die in ihr halten. Die ganze Welt ist voll von Bahnhofshallen, bei denen die haltenden Züge vorne und/oder hinten im Freien stehen.
Zudem eine tolle Sache. Man kann sich auf diese Weise auf den nächsten Zug wartend auch mal sonnen, den Himmel betrachten (oder gar heimlich rauchen …).
Worin soll denn der Vorteil bestehen, 100% zu überdachen? Der Platz in der Halle mit ca. 90% ? Bahnsteigüberdeckung reicht doch bei Sauwetter vollkommen aus.
Außerdem wüsste man gerne woher die Idee kommt, dass die Bahnsteigenden mit einem „Normaldach“ überdeckt werden. Dazu habe ich nichts gefunden.
Wann fuhren denn ernsthaft Vollzüge auf dem Ring? Die S41/42 fährt ja sowieso nur mit 3/4-Zügen, ich weiß grad nicht, wie es mit der S9 aussehen soll, da gibt es ja keine Vergleichswerte von vor 2009. Okay, im Winter-Spezial-Fahrplan, da fuhr die Ringbahn mit Vollzügen, aber aus diversen Gründen tut sie das ja sonst eh nicht, da muss man nicht für einen Zug (u.U. S9) alle 20 Minuten (pro Richtung) die Halle länger bauen.
Hallo,
ein Viertelzug ist 36800mm lang (LüK).
Somit ist ein Vollzug 147200mm lang.
Der Bahnsteig ist dafür ausgelegt. Einzig die Halle ist etwas kürzer, steht aber mittig auf den Brückenbauten am Ostkreuz.
Weiter nördlich Ergäbe sich ein Konflikt mit dem Beamtenwohnhaus. (IMHO)
Grüße
Vier Viertelzüge haben eine Gesamtlänge von 136 m, die Halle wird 132 m lang. Schöne Planung!
Plant die S-Bahn auf Dauer mit verkürzten Zügen, Vollzüge bestehen dann aus „Drittelzügen“? Oder gibt es einen technischen Grund, warum die Halle kürzer sein muss als die Züge?
Jetzt haben es die Hallendach-Schwachsinnsmeldungen nun auch in die lokale Tagespresse geschafft:
– http://www.bz-berlin.de/bezirk/friedrichshain/bahn-ostkreuz-dach-nicht-verkuerzt-article1235168.html
– http://www.berlinonline.de/aktuelles/berlin/1913482-1210653-bahn-dach-ueber-ringbahnsteig-am-ostkreu.html
Man oh man, es sieht alles aus wie auf den Bildern, vielleicht könnte die überflüssige alte Meldung, insbesondere die Bildunterschrift unter Bild 3 mal korrigiert werden; immerhin ist dieser Blog Suchergebnis Nr 2, wenn man „Ostkreuz“ googelt.
Und zu dem ganzen Thema fällt mir nur das hier ein:
http://www.titanic-magazin.de/typo3temp/pics/19266fe6a7.jpg
Hier, mal ein ganz besonderer Artikel den ich gefunden habe. Dort wird beschrieben was viele Berliner tatsächlich denken.
Zum Vorgeschmack mal ein Zitat: „Das Ganze hat einen Charme eines Sarkophags für ein abgeschmiertes AKW.“
http://www.turus.net/gesellschaft/6343-bahnhofshalle-am-ostkreuz-mal-wieder-typisch-deutsch.html
Herrlich dieser Artikel.
Also jedes Mal wenn ich Ostkreuz aussteige, fällt mir meine Kinnlade runter oder mache einfach OMG, nicht weil ich begeistert bin, sondern weil man so herrlich Geistlos nen kaltes Stahl-Glas Bahnhof hinstellt, die von ein paar Kilometern auf andere überhaupt nicht zusammen gebackt passen. Nen Tourist wird sich damit schon wundern und Amüsieren, welchen Mix denn Berlin hat. Dieser hohe Glaskasten sieht allein schon komisch aus, kalt, kurz, hoch und total unBerlinisch, mitten in einer Gegend von vielen Klinkerbauten oder Altbauten von 1900. Schon wenn ich mir das Bild ausmale, alte Fußgängerüberführung, das alte Klinkerhaus an der Kynaststraßenbrücke und das alte Beamtenwohnhaus, ja mei, da muss man sich fragen welchen Geistlichen Durchfall da jemand am Entwurfsbrettchen gehabt haben muss.
Da bin ich froh, dass Baumschulenweg umständlich aber Lohnenswert nach alter Form neugebaut wurde.
Zu den schallschutzwänden will ich noch was los werden. Wenn ich mir die so anschaue, fehlt nicht mehr viel was ich damit sagen will, noch nen Stückchen höher, noch nen bisschen länger, dann sieht der Bahnhof auf wie zu der Berliner Mauerzeit S Bahnhof Friedrichsstraße.
@Claus Sändig: Das ist einfach nur falsch. Es war zu keinem Zeitpunkt zu lesen, dass eine Halle gebaut würde. Es war immer nur von einer Änderung Wartehäuschen=>Dach die Rede. Bitte schau doch mal in deine „diversen Medien“ und lies nochmal nach.
Appropos Einsparungen, sie werden vor allen von staatlich-politischer Seite vorgenommen und natürlich
ungern zugegeben, zumal dann wenn man sich vorher großmäulig aus dem Fenster gelehnt hat. So etwas scheint in guter alter Tradition wieder mal der Senat abgezogen zu haben. Als der Senat im vorigen Jahr Zahlungen wegen des S-Bahn Desasters einbehielt, wurde im Zusammenhang mit einer Summe von 20 Millionen über diverse Medien lanciert, man werde dafür die Halle über den Regionalbahnsteig oben bauen. Toll, was für ein Senat! Heute hört sich das so an: Der Senat wird sich, wenn eine Art nomales Dach gegen den Regen gebaut mit 2 Millionen beteiligen. Gegen den Westwind schütze ja ohnehin die Halle daneben. Kommt mir so vor wie der erste Spatenstich des Verkehrssenators für die S-Bahn nach Hennigsdorf.
C. Sändig
Und wenn man sich die Halle vor Ort ansieht und mit den Bildern vergleicht, kann von Verkürzen keine Rede sein, oder ???
Hallo,
am Ostkreuz wird die alte Fussgängerüberführung im originalen Zustand wieder Aufgebaut, ebenso wird ein Teil der historischen Bahnsteigüberdachung wieder hergerichtet.
Das alte Ostkreuz hatte zwar einen eigenen Charme, aber über die Notwendigkeit eines Neubaus braucht man wohl nicht zu streiten.
Der größte Gewinn werden jedoch Rolltreppen und Aufzüge. Sollte man dazu noch schaffen die Tram dorthin zu verlegen (Linie 21 und vielleicht eine Verlängerung der 16 vom Traveplatz) (bei Beibehaltung des weitern Verlaufes durch die Boxhagener), wird dies ein sehr guter und wachsender Bahnhof.
Grüße
@Oliver
Komisch. Ich finde überhaupt nicht dass die neuen Bahnhöfe „identisch“ oder „identitätslos“ aussehen. Nur weil jeweils viel Glas verwendet wird. Dann müssten die älteren Bahnhöfe aus dem 19. Jahrhundert, deren Verlust hier beklagt wird, für Sie ja konsequenterweise auch alle identisch aussehen. Weil überall mit gelb-roten Backsteinen gearbeitet wurde, wie überhaupt gern in dieser Epoche (Backstein war damals das, was Glas und Beton heute sind!). Aber das fällt natürlich heute nicht mehr auf. Dass alles „Alte“ und „Geschichtliche“ auch mal neu und unverbraucht gewesen ist, blendet der nostalgisch-romantisierende Geist gerne aus.
Während das Nachtrauern beim Lehrter Stadtbahnhof noch halbwegs nachvollziehbar ist, frage ich mich ernsthaft wer wirklich gern am Ostkreuz oder Papestraße umgestiegen ist. Besonders Mobilitätseingeschränkte dürften aufatmen bei den neuen Bahnhöfen.
Und wartet mal ab, wenn Süd- und Ostkreuz erst „alt“ sind, der Stahl Patina angesetzt hat und diese Orte mit Erinnerungen und Geschichte(n) verknüpft sind. Genau da ist der Anlass für Optimismus – die Geschichte stoppt nämlich nicht einfach irgendwann, sie läuft jeden Tag weiter, neue Bauwerke werden gebaut und schreiben ihre eigene Geschichte!
Oje, das ist erst der Anfang. Am Ende wird doch wieder alles kaputtgespart und abgespeckt, wie bei jedem Berliner Projekt….mal sehen, was beim Schloss noch so alles zusammengestrichen wird. Am Ende wirds ein grosser Plattenbau.
Diese Form des Hallendachs war auch ursprünglich so geplant. Bereits die Broschüre der DB AG aus dem Juli 2007 zum Umbau des Bahnhof Ostkreuz zeigte das Dach so. Von Verkürzen kann also keine Rede sein, es handelt sich vielmehr um die geplante Ausführung des Daches.
Komisch, die scheinen am Ostkreuz von den neuen Sparmaßnahmen nichts zu wissen und montieren fröhlich den 9. Binder. Wenn dann noch das Stück mit dem Giebel dazu kommt, ist man genau dort wo das Projekt die Halle enden lässt. Auch das Wellblechdach entspricht dem Projekt, da nur die Dome über den Bindern verglast werden. Die Herunternahme von bereits montierten Platten hate ihre Ursache in Passerproblemen. Da alles kann man unschwer im Informationspunkt erfahren. Man muß nur mal hingehen und nicht ins Blaue fantasieren.
Mit freundlichen Grüßen
Claus Sändig
@Claus
Das hat nichts mit „ins Blaue fantasieren“ zu tun.
Auf dem dritten Bild sieht man (und in der Vergrößerung auf dem zweiten Bild auch) deutlich dass auf der Hälfte der letzten Brücke Schluss ist mit Bahnsteighalle. Also genau da, wo auch das derzeitige Baugerüsst zu Ende ist.
Das sieht schon irgendwie sehr komisch aus dann. Der Rest der Bahnsteigplatte liegt dann im Freien und wird mit 5 Meter Normaldach überdacht.
Auch wenn das im Projekt so festgeschrieben ist sieht es komisch und nach sparen und Schildbürgerstreich aus, mal wieder. Will man dann die Schallschutzwand auch bis auf die Hälfte der Brücke ziehen? Oder wirds dann immer kurz laut wenn eine S-Bahn einfährt?
Nachdem lange nix passierte, gehts inzwischen echt schnell. Ok ich fahre nur 1x alle 4 Wochen dort lang (obwohl ich keine 500m entfernt wohne), aber ist jedesmal überaschend wie schnell nun gebaut wird.
Es gab hier Optimismus? Woher? Bei Ostkreuz macht man genau das Gleiche wie bei Südkreuz und am Lehrter Bahnhof: Einen schönen, alten, geschichtlichen Bahnhof abreißen und einen neuen, identitätslosen Bahnhof hinwerfen. Gerade im Vergleich Ostkreuz-Südkreuz sieht man, dass die Bahnhöfe quasi identisch aussehen. Und das in einer solchen Gegend. Wo war hier also Anlass für Optimismus?
Wenn das Dach kurz vor dem Brückenlager endet, dann entspricht das doch den letzten Darstellungen der Bahn (z.B. hier). Ich vermute die Ursache ist in der Bauordnung (Abstandsflächen) zu finden, nicht in einer Kostensenkungsmaßnahme. Fragt sich auch, ob es besser aussähe, wenn die Halle direkt neben dem Beamtenwohnhaus enden würde. Vermutlich nicht.
Irgendwie bremst das meinen Optimismus